Zwischen Appstore und Vereinsregister – Ländliches Ehrenamt auf dem Weg ins digitale Zeitalter

Deutschlandweites Forschungsprojekt zum Stand der Digitalisierung im Ehrenamt in ländlichen Räumen

Wie digital ist das Ehrenamt im ländlichen Raum aufgestellt? Welche Tools und Softwares werden bereits genutzt? Und ist die Digitalisierung des Ehrenamts die Lösung aller Probleme oder doch nur eine weitere Herausforderung? Antworten auf all diese Fragen findet neuland21 in Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) durch eine umfangreiche quantitative und qualitative Erhebung heraus.

Forschungsprojekt

Viele Hoffnungen gehen mit der Digitalisierung des zivilgesellschaftlichen Engagements einher: Räumliche Distanzen könnten überwunden, Verwaltungsprozesse vereinfacht, jüngere Zielgruppen angesprochen und so dem Mitgliederschwund entgegengearbeitet werden. In Förderprogrammen und Kampagnen wird die Digitalisierung des Ehrenamts entsprechend schon seit einiger Zeit vorangetrieben. Inwieweit die Digitalisierung für Vereine, religiöse Gemeinschaften und freiwillige Feuerwehren jedoch selbst als Chance wahrgenommen wird und ob digitale Kommunikationsmittel, Projektmanagement-Tools, soziale Medien oder Apps tatsächlich schon Einzug in die ehrenamtliche Arbeit gehalten haben, ist noch weitestgehend unerforscht. 

Studien weisen bisher vor allem auf die Herausforderungen im Digitalisierungsprozess der ehrenamtlichen Arbeit hin: Unzureichende technische Kenntnisse, mangelnde Hardware, fehlendes Wissen zur rechtssicheren Durchführung von Versammlungen und kaum zeitliche sowie finanzielle Ressourcen für die Einführung digitaler Anwendungen sind nur einige der bestehenden Hürden. Erste Untersuchungen zeigen, dass der Grad der Digitalisierung im Ehrenamt sehr unterschiedlich ausfällt und stark von Organisationsgröße, Altersstruktur der Vereinsmitglieder und der Region abhängt. Zum tatsächlichen Digitalisierungsgrad des Ehrenamts – insbesondere im ländlichen Raum – gibt es bisher kaum belastbares Wissen. Auch darüber, wie sich die Corona-Pandemie auf die Situation vor Ort ausgewirkt hat, ist bisher wenig bekannt.

Mit dem Forschungsprojekt, das in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung durchgeführt wird, wollen wir diese Lücke in der Ehrenamtsforschung füllen. Dabei stellen sich vor allem die folgenden Fragen:

  •   In welchem Umfang hat die Digitalisierung in die ehrenamtliche Arbeit im ländlichen Raum bereits Einzug gehalten? Welche Faktoren begünstigen und hemmen diese Entwicklung?
  •   Lassen sich raumbezogene, organisationsbezogene oder sonstige Unterschiede in der Verbreitung und Nutzung digitaler Technologien feststellen?
  •   Welche Chancen und Risiken bieten digitale Technologien – etwa für eine stärkere Vernetzung, die Überwindung räumlicher Distanzen, die Erschließung neuer Engagementfelder oder die Verjüngung des Engagements im ländlichen Raum?
  •   Welche Unterstützungsbedarfe bestehen?

Das methodische Vorgehen umfasst dabei zwei Schritte: Zunächst bauen wir mithilfe einer quantitativen deutschlandweiten Befragung einen soliden Wissensstand auf. Im Anschluss führen wir qualitative Interviews mit ausgewählten Organisationen und Experten durch, um die Erkenntnisse der Befragung zu vertiefen.

Im Verlauf des Projekts sind mehrere Publikationen veröffentlicht worden. Um einen Transfer der Studienergebnisse in breite Öffentlichkeit sicherzustellen, findet am 02. März eine Fachkonferenz in Berlin statt. Mit Handlungsempfehlungen an die Politik, Engagementförderstrukturen und Engagierte werden die Ergebnisse für künftige Fördermaßnahmen und Bildungsangebote aufbereitet und somit eine Brücke von der Forschung in die Praxis schlagen.

Studie

In der Studie zum gleichnamigen Forschungsprojekt haben neuland21 und das Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung den Stand der Digitalisierung im ländlichen Ehrenamt untersucht. Zusätzlich zur grundlegenden Frage, wie digital das ländliche Ehrenamt bereits aufgestellt ist, wurde untersucht, welche Tools und Softwareanwendungen aktuell eingesetzt werden und wofür. Daraus ergeben sich Chancen, aber auch Risiken, die mit der Digitalisierung einhergehen, besonders in Bezug auf die Verjüngung des Ehrenamts und die Überwindung von Distanzen. Aus den Erkenntnissen der Online-Befragung und Interviews mit Engagierten sowie Expertinnen und Experten aus der Forschung und Praxis ergeben sich Handlungsempfehlungen für Politik, Engagementförderstrukturen und zivilgesellschaftliche Akteure.

Fachkonferenz

Ländliches Ehrenamt auf dem Weg in das digitale Zeitalter

Wie ist der Stand der Digitalisierung im ländlichen Ehrenamt? Welche Chancen und Risiken bieten digitale Technologien für das Engagement?

02.03.2023 | 09:45–18:30 Uhr betterplace Umspannwerk (bUm), Berlin— weiterlesen

Publikationen

Partner

Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung

Als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft betreibt das IRS raumbezogene Sozialforschung als erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. mehr

Förderer

Gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über das Bundespro­gramm Ländliche Entwicklung und regionale Wertschöpfung (BULE+) gefördert. Mit dem BULE+ unterstützt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Projekte, die Vorbildcharakter haben und Impulse für ländliche Regionen in ganz Deutschland geben.

Neuigkeiten

Ansprechpartnerin

neuland21-Team_Hanna

Hanna Kribbel

Programmbereichsleitung Zivilgesellschaft & Ehrenamt

hanna.kribbel@neuland21.de