Konferenz in der Prignitz: “Vom Leerstand zur Zwischennutzung: Innovative Konzepte für lebenswerte Räume“
Am 07. Juni fand im Perleberger Kulturkombinat unsere Abschlusskonferenz “Vom Leerstand zur Zwischennutzung” statt. Damit erreichte unser durch die Nationale Stadtentwicklungspolitik gefördertes Projekt seinen Höhepunkt, bevor es in den kommenden Wochen bis zum Projektende verstärkt um die Verstetigung, Wissensaufbereitung und Skalierung in weitere Regionen geht.
Am 07. Juni fand im Perleberger Kulturkombinat unsere Abschlusskonferenz “Vom Leerstand zur Zwischennutzung” statt. Damit erreichte unser durch die Nationale Stadtentwicklungspolitik gefördertes Projekt PopUp Prignitz seinen Höhepunkt, bevor es in den kommenden Wochen bis zum Projektende verstärkt um die Verstetigung, Wissensaufbereitung und Skalierung in weitere Regionen geht.
Über das große, bundesweite Interesse an unserer Veranstaltung haben wir uns riesig gefreut: Über 40 Teilnehmer:innen aus ganz Deutschland trafen sich bei bestem Wetter im schönen Kulturkombinat Perleberg mitten in der Prignitz, um gemeinsam über unterschiedliche Zwischennutzungsformate zur Belebung von Leerständen zu diskutieren, die Vernetzung untereinander zu stärken und Möglichkeiten zur gegenseitigen Unterstützung und Kooperation auszuloten.
Begonnen wurde der Tag mit einem Grußwort des Perleberger Bürgermeisters Axel Schmidt sowie unserer Begleitagentur Urban Catalyst / forward.berlin, die in ihrer Präsentation unser Projekt in den Gesamtkontext der Nationalen Stadtentwicklungspolitik und des Förderaufrufes Post-Corona-Stadt einordneten und über globale Krisen, urbane Resilienz und zukunftsfähige Innenstadtentwicklung sprachen. Auch wurde das Kulturkombinat selbst als Ort kreativer Zwischennutzung in der ländlich geprägten Prignitz vorgestellt, bevor das PopUp Prignitz Team einen Rückblick auf die letzten eineinhalb Jahre Projektlaufzeit gab.
In den beiden ersten Panels ging es dann zum einen mit Eva Großblotekamp von blank Jena, Oliver Hasemann von der ZwischenZeitZentrale Bremen und Ingrid Wagemann von Zwischenraum Hannover ganz konkret um die unterschiedlichen Ansätze und die tägliche Arbeit, Herausforderungen und Entwicklung von Lösungsansätzen von Zwischennutzzungsagenturen. Währenddessen tagten im just zur Konferenz renovierten Hotelraum Andrea Nickisch vom Netzwerk Zukunftsorte, Tim Tröger vom Haushalten e.V., Nadine Binias vom Haus mit Zukunft in Angermünde sowie Celina Behn vom Förderprogramm Frei_Fläche der Kreativgesellschaft über unterschiedliche Herangehensweisen zur temporären Belebung von Leerständen. Angefangen bei den Wächterhäusern, mit denen der Haushalten e.V. bereits vor gut 15 Jahren begann, gründerzeitliche Gebäude vor Abriss und Verfall zu sichern über das Netzwerk Zukunftsorte, welches eine Wissensplattform für Macher:innen innovativer Wohn-und Arbeitsprojekte auf dem Land als auch deren Wegbereiter:innen ins Leben gerufen haben sowie zahlreiche Neubelebungen von ehemaligen Leerständen auf dem Land auf dem Blog Kreativorte in Brandenburg präsentieren bis hin zu einem „Raumstipendium“ im Haus mit Zukunft in Angermünde und der Schaffung von bezahlbarem Raum für kreative Zwischennutzungen über das Förderprogramm Frei_Fläche aus Hamburg bekamen die Gäste einen Rundumblick in die Welt kreativer Leerstandsbelebung – sowohl in sehr ländlichen Kontexten als auch im großstädtischen Ballungsraum. Dies regte die Zuhörer:innenschaft dann auch direkt dazu an, von eigenen Projektideen zu berichten und in einen intensiven Erfahrungsaustausch einzusteigen, der sich auch nach dem Ende des Podiums in der Mittagspause weiter entwickeln durfte.
Im Anschluss lud Jens Knauer vom TGZ Prignitz zu einem Quartiersspaziergang durch das Gelände der alten Post in Perleberg ein: definitiv ein besonderes Highlight, solch besonderen und geräumigen Leerstand auch einmal von Innen zu sehen und selbst über neue Nutzungsideen brainstormen zu können!
Nach der Kaffeepause ordnete Matthias Braun vom Netzwerk Immovielien Zwischennutzungen in den größeren Kontext gemeinwohlorientierter Stadtentwicklung ein und gab einen Überblick über die Forderungen des Netzwerkes zur Ermöglichung von gemeinwohlorientierten Zwischen- und dann auch dauerhaften Nachnutzung als Mehrwert für das Gemeinwohl vor Ort. Die Präsentation findet sich hier.
Nachmittags bekamen lokale Unternehmer:innen wie Tobias Spill, Inhaber der Regionalmarkthalle aus Wittenberge, Angela Seefried, Inhaberin der YogaGenussPerle aus Perleberg, das Team des neuen Kulturorts und ehemaliger Zwischennutzung Stadtsalon Safari, Janine Roder, Inhaberin des Café Deko Perle und David Dreker, der “eine Wiese suchte und ein Haus fand” als Eigentümer aus Perleberg die Möglichkeit, ihren Blickwinkel auf das Thema „Leerstandsbelebung durch innovative Konzepte“ zu erläutern und ihre Orte vorzustellen. Einige fotografische Vorher- Nachher-Eindrücke der neu belebten Leerstände vermittelt diese Präsentation.
Vor dem inoffiziellen Ausklang des Tages bei kühlen Getränken, Grillbuffet und musikalischer Begleitung fanden sich zahlreiche Aktive zu unserem dritten Netzwerktreffen “Leerstand und Zwischennutzung” zusammen. Bereits im Februar 2023 wurden auf Initiative von PopUp Prignitz das erste Mal sämtliche Initiativen, die sich mit Zwischennutzung und innovativer Leerstandsbelebung auseinandersetzen, zu einem gemeinsamen Austauschtermin eingeladen. Ergebnis des Treffens war der Wunsch eines Netzwerkes – und um diesem Wunsch nachzukommen organisierte PopUp Prignitz gemeinsam mit der ZwischenZeitZentrale Bremen bereits im Mai ein zweites Online-Austauschtreffen, bei dem über die größten Herausforderungen und Lösungsansätze in der temporären Vermittlung von Räumlichkeiten diskutiert sowie über mögliche Formate des Netzwerkes gesprochen wurde. Auf der Konferenz war es dann soweit und einige Akteur:innen des Netzwerks lernten sich endlich auch persönlich kennen und kamen auf der schönen Terrasse des Kulturkombinates ins Gespräch. Wieder einmal merkten wir: Es ist schon sehr viel Wissen da, es muss nur gebündelt und zugänglich gemacht werden!
Der Tag voller Impulse zeigte, dass die temporäre Bespielung und Nutzung leerstehender Räumlichkeiten längst kein Konzept mehr ist, mit dem sich ausschließlich Akteur:innen in verdichteten Großstädten neue Räume erschließen. Vielmehr können sie auch als kreatives Tool zur Belebung von Leerständen in ländlichen Räumen genutzt werden. Doch dazu braucht es mutige Schritte und Offenheit für neue Konzepte, Herangehensweisen und Erfahrungen – sowohl von Seiten der Kommunen, als auch der Eigentümer:innen und nicht zuletzt der Nutzenden.
So war die Konferenz war ein voller Erfolg und unsere Highlights: Ein super ausgewogenes Panel aus mindestens 50% weiblich gelesenen Personen, ganz viel Austausch, Unterstützung und Kooperation zwischen den Gästen und das Kulturkombinat als sehr positives Beispiel einer Zwischennutzung als perfekte Location für unsere Veranstaltung.
Von Herzen Danke an alle Beteiligten, die den Tag mit uns so wunderbar gestaltet haben!
Und wie geht es jetzt weiter? Bevor das TGZ Prignitz nach Ablauf des Projekts Ende Juli die Vermittlung von Zwischennutzungen weiterhin unterstützen wird, bemühen wir uns in den verbleibenden Wochen um die Skalierung unserer Plattform, die als Open Source Lösung auch von anderen Kommunen adaptiert werden kann. Bei Interesse meldet euch einfach bei Laura, Jens und Felicitas unter info@freiraum-prignitz.de
PopUp Prignitz ist ein gemeinsames Projekt des TGZ Prignitz und neuland21 und wird im Rahmen der “Nationalen Stadtentwicklungspolitik” vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) / Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) gefördert. Ziel des Projekts ist der Aufbau einer regionalen Vermittlungsagentur für Wohnungs- und Ladenleerstände sowie Freiflächen und Veranstaltungsräume in der Prignitz. Als Modellprojekt erforscht PopUp Prignitz die Chancen, Hürden und Möglichkeiten von Zwischennutzungen in ländlich geprägten Regionen und stellt diese der Öffentlichkeit zur Verfügung.