Neuland21 goes re;publica2019
Die re;publica ist eine Mitmach-Konferenz. Und dieses Jahr war erstmals auch neuland21 mit dabei! Auf der #rp19 konnten wir von neuland21 und unserer Arbeit berichten, an vielen Stellen mitdiskutieren und vor allem viele tolle Anregungen mitnehmen. Ein Überblick!
Neuland21 goes re;publica2019
“Stadt, Land, …” – Konnektivität
Die re;publica ist eine Mitmach-Konferenz. Jedes Jahr im Januar sammeln die Konferenzmacherinnen und -macher in einem “Call for Submissions” tausende Einreichungen von Menschen, die innovative Ideen und digitale Geschichten zu erzählen haben, und wählen daraus die besten für die Konferenz aus. Auch wir haben uns in diesem Jahr beteiligt und konnten so auf der #rp19 von neuland21 und unserer Arbeit berichten.
Besonders interessant – und mit knapp 300 Konferenzteilnehmer von allen Sessions zum Thema mit am besten besucht – war das “Stadt, Land, …”-Panel. Hier hatte unsere Gründerin, Silvia Hennig, Gelegenheit mit der Bundestagsabgeordneten Anke Domscheit-Berg, der Autorin und Regionalentwicklerin Eleonore Harmel und dem Leiter des Bucerius Labs der ZEIT-Stiftung Daniel Opper über den neuen Trend “Raus aufs Land!” und die Innovationschancen für die ländlichen Räume zu diskutieren. Moderiert wurde die Diskussion von Lena Buck vom Netzwerk Zukunftsorte.
Zur inhaltlichen Einstimmung stellte Daniel Opper aktuelle demographische und wirtschaftliche Trends zwischen Stadt und Land vor. Dabei wurde deutlich, dass die zunehmende Urbanisierung auf der einen Seite und die Landflucht auf der anderen Seite in Stadt und Land für Probleme an unterschiedlichen Enden der Skala sorgen. Er stellte im Anschluss die Auftaktfrage für das Panel: Ist in Zukunft dennoch ein gutes und gleichzeitig urbanes Leben auf dem Land möglich?
Während sich alle Panelistinnen und Panelisten einig waren, dass Lebensqualität (wenn auch oft eine andere als in der Stadt), Innovation und sogar urbaner Flair auch auf dem Land möglich seien, definierten sie doch die Voraussetzungen dafür teils unterschiedlich.
Für Anke Domscheit-Berg ist ihr Leben in Fürstenberg/Havel, wo sie gemeinsam mit ihrem Mann den Makerspace “Verstehbahnhof” betreibt, das beste aus zwei Welten. Gerade in Kleinstädten ließen sich gute Anbindung und Infrastruktur mit Nähe zur Natur und zur Nachbarschaft gut verbinden. Auch Eleonore Harmel, die gerade das Buch “Ländliche Verheißung” mitveröffentlicht hat, sieht auf dem Land vor allem Freiräume und Kreativität und ein anderes Bild, als es die düsteren Statistiken der Demographieforscher bisweilen malen. Sie wünscht sich einen anderen Narrativ zum Land. Silvia Hennig berichtete allerdings auch aus den ländlicheren der ländlichen Regionen, die schlecht überregional angebunden sind und in denen teils die grundlegende Daseinsvorsorge etwa in der Nahversorgung, der Mobilität oder im Gesundheitsbereich leidet.
Ein wichtiges Stichwort war “Konnektivität” – die Verbundenheit von Menschen und Gemeinschaften, Infrastrukturen und Räumen. Ist diese Konnektivität einmal gegeben, entwickeln sich Räume neu und entstehen Innovationen vor Ort. In diesem Kontext forderten die Diskutierenden einerseits mehr Mut und Innovationsbereitschaft im Kleinen und andererseits mehr Gestaltungswillen der Politik, wenn es um die Regulierung, Finanzierung und politischen Lösung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen, wie die Verkehrswende oder die Modernisierung des Gesundheitssystems, geht. Insgesamt eine spannende Diskussion – mit Konsens und Dissens an den richtigen Stellen und vielen neuen Einblicken.
Die “Landflucht”, die wir meinen
Die Paneldiskussion wurde am Nachmittag noch in einem Landflucht-Meetup vertieft, wobei sowohl die Flucht vom Land in die Stadt als auch die Flucht von der Stadt aufs Land zur Sprache kamen. Deutlich wurde im persönlichen Gespräch zwischen den vorherigen Podiumsteilnehmern und den etwa 20 Meetup-Teilnehmern, dass es eine Gleichzeitigkeit sehr unterschiedlicher Erfahrungen im ländlichen Raum in Deutschland gibt. Da existieren innovative blühende Dörfer ebenso wie weitgehend menschenleere Landstriche, die sich von der Politik verlassen und gesellschaftlich abgehängt fühlen. Einig waren sich alle darin, dass es neue Impulse und soziale und digitalen Innovationen gerade deshalb überall(!) im ländlichen Raum braucht und das diese in geeigneter Weise gefördert werden müssen.
Digital-Analoge Begegnungsräume
Auch am Stand des Clusters IT, Medien & Kreativwirtschaft Berlin-Brandenburg drehte sich viel um das neue Landleben und Smart Country. Neuland21 gestaltete am Dienstagnachmittag das Standprogramm mit einem Open Talk unter dem Titel „Die Bank vorm Haus“. Gemeinsam mit interessierten Besuchern überlegten wir, was „Smart Country“ ganz konkret bedeuten könnte.
Im offenen Gespräch wurde in einer knappen halben Stunde diskutiert, gesammelt und getüftelt was digital-analoge Begegnungsräume auf dem Land sein können. Wer ist die Dorfgemeinschaft und welche Begegnungsbedarfe gibt es? Welche Räume oder Orte kann man (um-)nutzen und mit digitalen Tools erweitern, um das Miteinander in kleinen ländlichen Gemeinden zu stärken? Vorbereitet und moderiert wurde das Panel von den Neuländerinnen Gabriele Gruchmann (Programmleitung Wohnen) und Laura Heym (Programmleitung Dorfleben).
In entspannter Atmosphäre entstanden interessante Lösungsansätze: Vom Kulturguthaben als eine Art Regionalwährung und dem Veranstaltungsshuttle über die digitale Pinnwand mit Umfrage-Funktion am Dorfplatz bis zum Intranet mit Regionalinfos im Bus… Die kurze Runde hat bewiesen, dass das Thema es wert ist, noch weiter diskutiert und in einem separaten Workshop ausgearbeitet zu werden.
Die Neuländer – Eure re:publica-Schwärmer!
Geärgert hatten sich übrigens nicht wenige, dass drei der sechs verschiedenen Panels zum Thema Neues Landleben und Digitalisierung im ländlichen Raum am Dienstagmittag im selben Programm-Slot zur gleichen Zeit stattfanden. Und überhaupt passieren auf der re;publica ja immer viel zu viele spannende Diskussionen gleichzeitig.
Wir haben das Problem für euch gelöst: Unsere Neuländerinnen und Neuländer sind ausgeschwärmt und haben für euch alle Panels und die Workshops besucht, die im Hinblick auf ihr Innovationspotenzial für den ländlichen Raum besonders spannend und interessant waren. Von den gesammelten Ideen und Inspirationen berichten wir in unserer #rp19-Rückschau.
Fotos: Jan Zappner/re:publica