Kinder- und Jugendbeteiligung in Bad Belzig – Wie kann dieses Vorhaben gelingen?

Mit dem Projekt “Land programmiert engagiert – Digitalwerkstätten für Kinder und Jugendliche in Brandenburg” wollen wir kurzfristig neue digitale Bildungsangebote für Kinder- und Jugendliche in ländlichen Räumen schaffen, ehrenamtliches Engagement in diesem Bereich fördern und damit langfristig die digitalen Kompetenzen und die Innovationskapazitäten ländlicher Regionen stärken.

2022 legt das Open-Government-Projekt “Alles auf offen” seinen Fokus und Kinder- und Jugendbeteiligung in Bad Belzig. Gemeinsam mit dem Netzwerkpartner Projekt für Demokratie Hoher Fläming (PfD), gehen wir das in der Bad Belziger Gemeindesatzung verankerte Thema an. Doch was braucht es, damit sich Kinder und Jugendliche von analogen und digitalen Beteiligungsaktionen auch wirklich abgeholt fühlen?

Dank Modellprojekten wie dem Regionalen Open Government Labor “Alles auf offen” oder der Klimawerkstatt Fläming etablieren sich sowohl analoge als auch digitale Bürgerbeteiligungsformate immer mehr zu einem unverzichtbaren Bestandteil der kommunalen Mitbestimmung in der Stadt.
Seit vergangenem Jahr nutzen Verwaltung und Stadtgesellschaft in Bad Belzig auch beteiligung.bad-belzig.de sowie die Bad Belzig App.  Damit kann dem Anspruch einer breiten Bürger:innen-Partizipation auch digital nachgekommen werden.

Dass Kinder und Jugendliche in die kommunale Planung in Bad Belzig miteinbezogen werden sollen, ist bereits in der Bad Belziger Hauptsatzung festgelegt – davon zu spüren ist in der Stadt allerdings noch wenig. Doch das soll sich 2022 ändern! Gemeinsam mit der zivilgesellschaftlichen Organisation Partnerschaft für Demokratie Hoher Fläming (PfD) und dem Smart-City-Büro “Zukunftsschusterei” erarbeitet das “Alles auf offen”-Team einen Prozess für Jugendbeteiligung in Bad Belzig.

Wie muss Kinder- und Jugendbeteiligung konzipiert und umgesetzt werden, damit junge Menschen diese Möglichkeiten der Mitbestimmung auch wirklich nutzen? Sicher ist, dass sie über die klassischen Abläufe hinausgehen undProzesse und Formate anbieten muss, die zeitgemäß sind und sich an derLebenswelt junger Menschen orientieren. Dabei sind digitale Angebote eine wichtige und sinnvolle Ergänzung zu aufsuchenden Angeboten, um an (politischen) Entscheidungen mitzuwirken.

1. Digitale Infrastruktur als Ermöglicher der Kinder- und Jugendbeteiligung

Anfang 2020 hatte die PfD eine Umfrage an Bad Belziger Schulen durchgeführt und dort u.a. abgefragt, wie sich Kinder und Jugendliche gerne in Bad Belzig einbringen möchten. Die Antwort war eindeutig: 80% der Befragten antworteten mit “digital”. Mit der Beteilungsplattform beteiligung.bad-belzig.de und der Smart Village App steht dafür nun die digitale Infrastruktur zur Verfügung. Denn Kinder und Jugendliche nutzen überwiegend das Smartphone für Interaktionen und Freizeit.

“Grundsätzlich hilft eine digitale Beteiligung dabei, mehr Jugendliche zu erreichen. In den klassischen Präsenz-Strukturen wie z.B. in Kinder- und Jugendparlamenten und Foren sind laut Untersuchungen v.a. deutsche und männliche Gymnasiasten anzutreffen.Digitale Jugendbeteiligung kann einem diverseren Publikum die Möglichkeiten der Mitentscheidung an die Hand geben”, so Nora Görisch (PfD).

Da beteiligung.bad-belzig.de mit der Smart Village App verknüpft ist, sehen die Projektpartner im Rahmen von “Alles auf offen” gute Voraussetzungen, dass Kinder und Jugendliche vor Ort nicht nur thematisch passgenau und ortsunabhängig abgeholt werden können, sondern auch mit der passenden digitalen Infrastruktur.

Trotzdem müsse man die digitalen Hürden im Blick behalten. “Nicht alle Familien verfügen über ausreichende technische Möglichkeiten. In manchen Gegenden fehlt es an einer ausreichenden Internetbandbreite. Gerade jüngere Kinder und Jugendliche haben oft gebrauchte Handys mit weniger Speicherplatz und Datenvolumen und es sind auch heute noch zu wenige WLAN-Hotspots verfügbar”, so Görisch.

2. Kinder und Jugendliche haben ihre eigenen Themen

Welche Themen beschäftigen Kinder und Jugendliche in Bad Belzig und Fläming? Wie bei den Erwachsenen ist die Spannbreite hier sehr weit: die Themenwünsche reichen von Vorschlägen zur Verbesserung des gesellschaftlichen Miteinanders bis hin zur Frage der Gestaltung des Umfelds. Und es gibt unzählige Schnittmengen zu den bereits laufenden Befragungen, die bereits im Rahmen von “Unsere Stadt der Zukunft” oder der INSEK-Fortschreibung gestellt wurden. “Wie wollen wir leben? Welche Freizeitmöglichkeiten wünschen wir uns? Was sind unsere Lieblingsorte und wie möchten wir in Zukunft gemeinschaft leben?”  All diese sind auch Fragen, die natürlich auch die jüngere Generation umtreiben.

“Im Idealfall kommen die Beteiligungsthemen von den Kindern und Jugendlichen selbst. Daher ist es das Beste, wenn Jugendliche von Anfang an in die Vorbereitung eines Beteiligungsprozesses mit eingebunden werden. Dabei ist auch gesichert, dass die angesprochenen Themen und Methoden als unsinnig empfunden werden”, so Florian Görner (PfD).

Doch die meist für Erwachsenen entwickelten Beteiligungsformate (z.B. aufsuchende Formate auf dem Wochenmarkt; Umfragen zum Thema Auto und Parkmöglichkeiten in der Innenstadt), lassen sich nicht so ohne weiteres auf Kinder und Jugendliche übertragen. Die Mitwirkungsmöglichkeiten müssen alters- und interessenmäßig angepasst sein. Kinder und Jugendliche haben ein gutes Gespür dafür, ob die für sie entwickelten Mitentscheidungs-Angebote ernst gemeint sind oder ihre Zielgruppe bloß “mitgemeint” ist. Ebenfalls muss darauf geachtet werden, ob wirklich alle Zielgruppen, d.h. auch benach­teiligte Kinder und Jugend­liche, erreicht werden. Gegebenenfalls müssen die Aktionen erweitert und modifiziert werden.

3. Wirksame Kinder- und Jugendbeteiligung braucht echten politischen Umsetzungswillen

Genauso wie Erwachsene, haben Kinder und Jugendliche ein feines Gespür dafür, ob Beteiligungsaktionen ernst gemeint sind oder nicht – also ob die Meinungen und Vorschläge der jungen Menschen sich auch als Initiativen oder Projekte im Stadt- oder Gemeindebild wiederfinden werden.

“Entscheidend ist, dass die jungen Menschen nach den digitalen Abstimmungen, Meinungsäußerungen und Ideensammlungen das Gehör von Akteurinnen und Akteuren aus Politik und Verwaltung finden. Junge Menschen sollten mindestens ein Feedback erhalten, am besten wäre es aber, wenn ihnen eigene Handlungskompetenzen überlassen werden. Es muss nicht sein, dass alles umgesetzt wird: ein gut begründetes „Nein“ reicht schon aus. Wichtig ist, dass man sich mit den Anliegen beschäftigt, sonst vergrault man die jungen Menschen”, so Nora Görisch, (PfD).

Die jungen Bürger:innen machen nicht selten die Erfahrung, dass ihre Pläne anderen kommunalen Vorhaben weichen, die von den Entscheidungsträger:innen eine höhere Priorität eingeräumt bekommen. Häufig steht Kinder- und Jugendbeteiligung noch nicht wirklich auf der Agenda der Lokalpolitiker:innen: Kommunale Projekte, die von Erwachsenen für Erwachsene gemacht werden, kommen ja schlussendlich auch Kinder- und Jugendlichen zugute, so scheint die Annahme der Lokalpolitiker:innen. Folgen den Worten also nicht auch Taten, so verspielt man sich nicht nur das Vertrauen der jungen Menschen in die Politik, sondern schlussendlich auch in die Demokratie.

“Alle Generationen in Bad Belzig können von dem Engagement der Jugend profitieren – aber nur wenn miteinander konstruktiv gesprochen und gehandelt wird. Erst hieraus erwächst eine Jugend, die sich mit ihrem Ort und deren Bewohnern identifizieren kann – eine Jugend, die nach der Ausbildung wieder nach Hause kommen möchte und die Region am Leben hält und diese weiterentwickelt”, so die Expert:innen der PfD.

Und was passiert als nächstes?
Gemeinsam mit dem Netzwerkpartner Projekt für Demokratie Hoher Fläming (PfD) und der Zukunftsschusterei, konzipiert das “Alles auf offen”-Team eine Beteiligungsaktion für Kinder und Jugendliche zum Thema “Digital im Fläming unterwegs: Welche Formate wünscht ihr euch?” Damit werden wir Ende April an den Start gehen. Wir halten euch auf dem Laufenden.

Ihr habt Fragen? Dann wendet euch gerne an “Alles auf offen”-Projektkoordinatorin Diana Krebs.