Project Bay: Workation auf der Insel? Wir haben es ausprobiert!

Innovative Orte im ländlichen Raum – Gründerzentren, Coworking und Workation Spaces– entstehen nicht nur auf dem Festland. Ein Reise– und Erlebnisbericht einer Woche Workation im Coworking & Living Space Project Bay auf Rügen.

Ein wundervoller Nebeneffekt unserer Arbeit bei neuland21 ist, dass wir all die innovativen Orte – Gründerzentren, Coworking und Workation Spaces –, die derzeit im ländlichen Raum entstehen und mit denen wir teils in Projekten zusammenarbeiten, auch besuchen und ausprobieren dürfen.
Spontan habe ich mich mit zwei Kolleginnen diesmal auf den Weg nach Rügen gemacht – für eine Woche Workation im Coworking & Living Space Project Bay. Dieser liegt direkt zwischen dem großen und dem kleinen Jasmunder Bodden im Dörfchen Lietzow.

Schon als wir am Abend aus dem Zug steigen – ja, Project Bay ist praktischerweise an eine Bahnlinie angebunden, das Auto kann man also zuhause lassen – bekommen wir die ganze Magie dieses Ortes zu spüren. Über dem Bodden spielt sich ein überwältigender Sonnenuntergang ab, der für uns über Monate eingesperrte Stadtkinder wie eine Erlösung wirkt. Der Spaziergang am Strand entlang einer saftig grünen Buchenwaldkante gibt uns das Gefühl in einer Art Zauberwelt gelandet zu sein. Und wer Waldbaden bisher noch nicht für sich entdeckt hat – in diesem Buchenwald lernt man es lieben.

Das Gebäude, in dem Project Bay sich angesiedelt hat, ist eher faszinierend als schön im klassischen Sinne. Der „Glaspalast“ wurde noch zu DDR-Zeiten als Seemannsheim geplant, doch bis zur Wende nicht mehr fertig gebaut. Viele Jahre stand er leer und war dem Verfall preisgegeben, bis ein Callcenter mit mehreren hundert Beschäftigten dort seine Heimat fand. Doch irgendwann wurde Personal abgebaut und die ca. 3000 Quadratmeter Fläche wurden frei. Was nun damit anfangen? Der Eigentümer, die Wirtschaftsfördergesellschaft Vorpommern (WFG) und andere Player in der Region sahen bereits das Potenzial für die Entwicklung eines Innovations- und Kreativzentrums. Als dann die Rüganer Hannes Trettin und Toni Gurski ihre Idee eines Coworking & Living Space auf den Tisch legten, war der Glaspalast ihrer. Heute zeigt sich: Mit den beiden wurden die richtigen Kandidaten gefunden, um etwas Wegweisendes zu erschaffen. 

Wer die Project-Bay-Räumlichkeiten betritt, spürt gleich, hier weht ein frischer, spritziger Seewind. Da wird nicht lange gefackelt, da wird gemacht, umgesetzt, die Ideen sprudeln nur so hervor und die Visionen sind groß. Inzwischen ist Project Bay Digitaler Innovationsraum MV und der Ausbau einer weiteren Coliving-Fläche bereits in Planung. Viel Zeit blieb den beiden Gründern und ihren Unterstützern im letzten Jahr wahrlich nicht, um die Fläche zum Coworking und Living Space auszubauen, das meiste davon in eigener Handarbeit. Kurz nach der Eröffnung begann sich die Corona-Pandemie über Europa auszubreiten – von null auf hundert und zurück. Doch sie haben es geschafft: der Ort lebt weiter und dieser Sommer wird für Project Bay mit Sicherheit der Sommer aller Sommer werden!

Die Ausstattung des Coworking Space ist professionell und es herrscht neben großer Gastfreundlichkeit und Serviceorientierung eine zugleich anregende wie ruhige Arbeitsatmosphäre. Im dritten Stock sitzt man wortwörtlich über den Dingen und der weite Blick auf den Bodden lädt dazu ein, die Gedanken schweifen zu lassen und auch mal die Perspektive zu wechseln.  

Ein weiteres Highlight: Jeder hat ja seine eigenen Morgenrituale – den Kaffee, die Dusche, die Yoga-Session -, doch um sieben Uhr in der Frühe in das kühle Nass des Boddens zu tauchen hat uns tagtäglich ein fantastisches Aufwachen bereitet und. Ebenfalls zu empfehlen ist die Traditionsräucherei auf der anderen Seite der Bahnlinie, wo es erstklassige Fischbrötchen gibt. Und das ist noch nicht alles  – hier kann man Windsurfen, Paddle-Boards oder Fahrräder ausleihen. Zum Nationalpark Jasmund und den berühmten Kreidefelsen braucht man nur rund 50 Minuten – mit dem Fahrrad, nicht mit dem Surfbrett natürlich.

In der großen Selbstversorgerküche trifft man abends beim Kochen auf andere, die sich ebenfalls für ein paar Tage zum konzentrierten Arbeiten auf der Insel eingemietet haben. Tagsüber kommen lokale Coworker aus der Region dazu. So entsteht ein interessanter Reigen von Freelancern, Digitalnomaden, Unternehmern und Kreativen und sagen wir mal so: Der Gesprächsstoff geht hier selten aus.

Doch genug geschwärmt! Am besten probiert ihr es selbst mal aus. Wir sind nach unseren fünf Tagen in Lietzow jedenfalls sehr beglückt wieder zurück nach Berlin gefahren. Vielen Dank an Hannes, Toni und Philipp!

Autorin: Anna Momburg