Der Maibaum der Generationen – Was uns fast 300 Zukunftsträume über Wandel, Werte und Wünsche verraten
Wovon träumt deine Generation? Auf der re:publica 25 haben wir mit einer interaktiven Maibaum-Installation fast 300 Träume gesammelt – von den Traditionals bis zur Generation Alpha. Die Auswertung zeigt: Generationen denken unterschiedlich, aber auch überraschend ähnlich.
Wenn sich eine ländliche Tradition wie der Maibaum inmitten einer der größten Digitalkonferenzen Europas wiederfindet, entsteht mehr als ein kultureller Kontrast. Es entsteht ein Möglichkeitsraum: für Fragen, Gespräche und Visionen. Genau das haben wir bei neuland21 mit unserer Installation „Maibaum der Generationen – Deine Träume für die Zukunft“ auf der re:publica 25 geschaffen.
Drei Tage lang haben Besucher:innen ihre Zukunftswünsche an unseren Maibaum gehängt – bunt beschriftet, manchmal politisch, manchmal persönlich. Entstanden ist eine beeindruckende Sammlung aus fast 300 handschriftlichen Träumen. Von der Generation Alpha bis zu den Babyboomern waren alle Altersgruppen vertreten. Sogar eine Person der sogenannten „Traditionals“, geboren 1939, hat sich beteiligt – und ihren Wunsch auf den Punkt gebracht: Frieden.
Zur Einordnung: Was Generationen eigentlich (nicht) sagen
Die Einteilung in Generationen – von den „Traditionals“ bis zur „Generation Alpha“ – ist ein gängiges Ordnungssystem, das gesellschaftliche Entwicklungen in grobe zeitliche Abschnitte fasst. Es beschreibt keine festen Eigenschaften, sondern dient vor allem als Orientierung. Auch wir haben diese Kategorisierung genutzt, um die gesammelten Träume grob einzuordnen. Dabei war uns bewusst: Menschen lassen sich nicht allein durch ihr Geburtsjahr erklären. Die Vielfalt innerhalb jeder Altersgruppe ist groß – und Lebensrealitäten sind oft vielschichtiger als generational beschreibbar.
Trotzdem hat uns diese Perspektive geholfen, Muster und Unterschiede sichtbar zu machen – ohne sie zu stark zu verallgemeinern. Die folgende Grafik zeigt, welche Jahrgänge wir welcher Generation zugeordnet haben.

Was Menschen bewegt: Die häufigsten Begriffe
Wir haben die aufgeschriebenen Generationenträume ausgewertet, kontextualisiert – und analysiert, welche Themen, Werte und Begriffe dabei immer wieder auftauchen. Im Folgenden geben wir Einblick in die zentralen Ergebnisse unserer Auswertung.
Der mit Abstand häufigste Begriff in den gesammelten Träumen war: Frieden. Insgesamt 47-mal wurde er genannt – in Variationen wie „Weltfrieden“, „keine Kriege“, „friedliches Miteinander“ oder einfach nur: Frieden. Dieses Wort zieht sich durch alle Altersgruppen und verweist auf ein tiefes kollektives Bedürfnis nach Sicherheit, Stabilität und Verständigung.
Weitere häufig genannte Begriffe waren unter anderem:
- Liebe
- Zukunft
- Gerechtigkeit
- Respekt
- Natur
- Leben
- Gemeinschaft
Um die Vielfalt der aufgeschriebenen Zukunftswünsche besser erfassen zu können, haben wir wiederkehrende Begriffe thematisch gebündelt. Daraus ergeben sich zentrale Cluster – etwa „Gerechtigkeit & Frieden“ oder „Beziehungen & Gemeinschaft“. Die folgende Übersicht zeigt, welche dieser Themen bei den einzelnen Generationen besonders stark vertreten waren – ergänzt durch konkrete Stichworte, die exemplarisch für diese Cluster stehen:
Generation | Wichtigste Themencluster | Genannte Stichworte |
Alpha | Beziehungen & Gemeinschaft, Wohlstand & Arbeit | Liebe, Freundschaft, Zuhause, Geld, Reichtum |
Z | Gerechtigkeit & Frieden, Umwelt & Nachhaltigkeit | Frieden, Respekt, Vielfalt, Natur, Klimaschutz |
Y | Gerechtigkeit & Frieden, Beziehungen & Gemeinschaft | Empathie, Gerechtigkeit, Frieden, Gemeinschaft |
X | Gerechtigkeit & Frieden, Umwelt & Nachhaltigkeit | Frieden, Sicherheit, Gerechtigkeit, Natur |
Babyboomer | Gerechtigkeit & Frieden, Gesundheit & Teilhabe | Demokratie, Sicherheit, Teilhabe, Gesundheit |
Traditionals | Gerechtigkeit & Frieden | Frieden |
Gerechtigkeit und Frieden als verbindende Themen
Vor allem die Generationen X und Y benennen sehr häufig Begriffe wie „Frieden“, „Respekt“, „Gerechtigkeit“ oder „gegen Rassismus“. Dieser Cluster war in diesen beiden Gruppen besonders stark ausgeprägt – teilweise doppelt so häufig wie in anderen Generationen. Die Träume dieser Altersgruppen spiegeln ein starkes Bewusstsein für gesellschaftliche Spannungen und demokratische Fragestellungen wider.
Beziehungen, Gemeinschaft & materielle Wünsche im Fokus der Jüngsten
Bei der Generation Alpha dominieren Begriffe wie „Liebe“, „Freundschaft“, „Zuhause“ oder „verstanden werden“. Diese Träume kreisen stärker um emotionale und soziale Sicherheit, häufig in Ich-Form formuliert, aber oft mit einem kollektiv gedachten Unterton. Auch die Generation Z äußert sich ähnlich – etwa mit Begriffen wie „Empathie“, „Verbindung“ oder „mehr Miteinander“.
Interessant war auch, dass junge Menschen der Generation Alpha in mehreren Fällen Wünsche äußerten, die sich explizit auf materiellen Wohlstand beziehen: „Geld haben“, „reich werden“, „Millionär sein“. In einer Generation, die meist noch im Schulalter ist, formulieren sich hier Träume, die zwischen pragmatischem Wunschdenken und gesellschaftlich geprägten Leitbildern oszillieren. Dies ergänzt das Bild dieser Altersgruppe um eine wichtige Dimension: Neben Beziehungen und Gemeinschaft ist auch ökonomische Sicherheit ein Thema.
Umwelt und Zukunft bei der Generation Z
Die Generation Z bringt – neben sozialen Themen – auch Umwelt- und Nachhaltigkeitsanliegen besonders häufig ein. Begriffe wie „gesunde Natur“, „Klimaschutz“, „keine weitere Zerstörung“ oder „Zukunft für alle“ tauchen hier geballt auf. Damit wird deutlich: Es geht dieser Generation nicht nur um das Hier und Jetzt, sondern auch um das „Morgen“.
Arbeit, Technik und Teilhabe – subtil, aber relevant
Begriffe aus dem Cluster „Wohlstand und Arbeit“ tauchen seltener auf, aber wenn, dann häufig in polarisierter Form. Zwischen „Anerkennung für unsere Arbeit“ und „Kapitalismus abschaffen“ zeigt sich ein Spannungsfeld, das gesellschaftlich wie individuell gelesen werden kann. Die Babyboomer hingegen äußern sich hierzu vergleichsweise zurückhaltend, mit klaren Werten wie Demokratie, Sicherheit und Zusammenhalt – weniger emotional, aber deutlich positioniert.
Zwischen den Generationen: ein leiser Dialog
Neben den thematischen Unterschieden haben uns vor allem zwei Träume besonders berührt:
- „Von Erwachsenen verstanden werden“ (Gen Z)
- „Von Jüngeren akzeptiert werden“ (Babyboomer)
Sie stehen stellvertretend für ein zentrales Thema, das sich durch viele der Beiträge zieht – teils direkt benannt, teils zwischen den Zeilen: das Bedürfnis nach Verständigung zwischen den Generationen. In diesen zwei kurzen Sätzen steckt ein ganzer Dialog: über Perspektiven, Zugehörigkeit und gegenseitige Anerkennung. Der Wunsch, gesehen zu werden – und der Wunsch, nicht ausgeschlossen zu sein – verbindet hier zwei Altersgruppen, die gesellschaftlich oft gegensätzlich gelesen werden.
Was wir mitnehmen
Die gesammelten Träume zeigen: Beteiligung braucht nicht immer digitale Tools – manchmal genügt ein symbolischer Ort, an dem man gehört und gesehen wird. Der Maibaum war genau das: eine Einladung zum Nachdenken, zum Schreiben, zum Teilen – und für viele auch: zum Manifestieren.
Ein Moment, in dem Gedanken zu Worten, Wünsche zu Handlungen und Perspektiven zu Botschaften wurden.
Für uns bei neuland21 zeigt sich darin ein Prinzip, das unsere Arbeit im ländlichen Raum leitet: Zukunft beginnt mit dem Sichtbarmachen von Perspektiven.





